Rehmannbrunnen

 

Wer kann den Brunnen besser beschreiben als der Künstler, der ihn geschaffen hat. Daher ein Text von Erwin Rehmann:

 

 

An meinem Wohnort Laufenburg haben wir 1985 ein unterirdisches Parkhaus gebaut, direkt an der unteren Altstadt mit seitlicher Öffnung gegen den Rhein hin. Die Überdeckung sollte als Aussichtsterrasse und öffentliche Ruheanlage benutzt werden können. Vom Gemeinderat erhielt ich den Auftrag, zur beschaulichen Belebung des Platzes eine Skulptur zu entwerfen. Ich schlug einen Springbrunnen vor. 

Das Projekt, aus finanziellen Gründen in Frage gestellt, wurde durch ein überraschendes Einspringen der Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg realisierbar, indem Alex Niederberger sich zur entscheidenden Gemeindeversammlung einladen liess, um das gesamte Werk als Jubiläumsgabe seiner Firma an unsere Stadt zu offerieren. Ein Geschenk an unsere Gemeinde. Ein Geschenk an jeden, der an einem künstlerischen Spiel Freude empfindet. 

Nun schwingt aus einem sich von der gepflasterten Bodenfläche leicht aufwölbendem Becken eine zentrale Bronzeplastik empor. Sie entwickelt sich in räumlich ausgreifenden Rhythmen über 3 Meter 30 in die Höhe. von drei Seiten springen Wasserfontänen konzentrisch übers Ganze hinauf, um danach durch die Metallelemente hinunter zu plätschern. Ein heiteres  Spiel. Ein frohes Hinauf und Hinab. 

In Laufenburg, einem geschichtsträchtigen Ort, hier neben dem seit dem Kraftwerkbau gezähmten Rhein, der bis zu Beginn unseres  Jahrhunderts  in turbulent schäumenden Stromschnellen über nackte Felszacken und Gneisbänke um unsere geschlossene Altstadt herumfloss. Hier wo einst Lachse in kühnen Sprüngen das Hindernis überwanden. Hier, unmittelbar oberhalb dieses "Laufens", der unserer Stadt den Namen gab, der, wenn auch nur noch von den paar ältesten Einwohnern selber erlebt, doch in unser aller Erinnerung lebendig geblieben ist. Ein Naturschauspiel par excellence, diese dröhnende und tosende Wassermasse, die in die Felsschlucht hineinschoss. 

Und nun ein Springbrunnen. Als Erinnerung? als Denkmal? 

Unweit von diesem Platz, nur einen guten Steinwurf entfernt, befinden sich heute Regionalspital und das neue Altersheim, von denen her gehfähige Patienten und Insassen diese Anlage durchschreiten oder als kleinen Ausflug benutzen. Mit Sorgen und Altersbeschwerden belastete Menschen. Doch auch Leute aus der Altstadt, Mütter mit ihren Kindern suchen hier unter schattigen Bäumen Erholung. 

Hier fliegen nun die Wasser in die Höhe, lösen sie sich hoch oben in  bewegte Schaumstriche auf, zeichnen sie geheimnisvoll orakelnde Schrift- züge in den Himmel, - senken sich, platschen und poltern über die dröhnenden Hohlkörper der Skulptur und prasseln hinab ins tanzende Wasserbecken. 

Nachts, von Unterwasser-Scheinwerfern erleuchtet, zieht die Schaumkalligraphie ihre glitzernden Hieroglyphen in den schwarzen Himmel. 

Wenn während des Winters das Wasser abgestellt werden muss, steht die Bronzeform wie ein einsamer Saguaro in der Wüste, mit dürstender Gebärde, scheint mir. Doch wenn die Gefrierkälte endlich vorbei ist, die Büsche und Bäume ringsum zu spriessen beginnen, schiesst er wieder los, erwacht er erneut zum munteren Spiel. Dann könnte ich stundenlang dieser Schaumschriftbildung zusehen, diesem Wasser, das sich selber in den Raum hinaufschreibt, eine eigene, sich nie wiederholende Melodie entwickelt, ein eigenes unendliches Lied von Leben und Lust.

Quelle: Erwin Rehmann, Rehmann Museum Laufenburg